Consultant sagt: Models werden in Zukunft alle digital sein

Mit KI generierte virtuelle Avatare fangen an, echte Models und Influencerin zu ersetzen

Von Burkhardt Röper

Kennen Sie Rozy? Eine 22 Jahre alte Koreanerin. 1,71 Meter groß, schlank, attraktiv. Ihr Beruf? Sie modelt. Oder ist Rozy Influencerin? Immerhin hat sie fast 60.000 Follower auf Instagram. Und mehr als 100 Sponsorenverträge, sagt ihr Erfinder Baek Seung Yeop, CEO von Sidus Studio X. Auftraggeber sind unter anderem eine Versicherungsfirma und ein Autohersteller.

Moment ... Erfinder?

Ja, richtig gelesen. Erfinder passt ganz gut. Weil: Rozy ist kein echtes Mädchen. Sondern vielmehr ein Modell – mit zwei mal den Buchstaben L am Ende. Also ein 3D-Computermodell. Rozy gibt es nur virtuell.

Rozy ist auch nicht 22 Jahre alt, sondern nur etwas mehr als ein Jahr. Entstanden ist sie am Computerbildschirm, Vorlagen lieferte eine echte Schauspielerin. Dank fortschrittlicher KI-Technik kann Rozy posen, tanzen, Hotels besuchen – alles was eine Influencerin heutzutage so macht. Und das beliebig oft, beliebig lang. Rozy braucht keinen Gesundheitsschlaf, muss nicht auf ihr Gewicht achten, kennt keine Arbeitszeiten. Und Rozy wird immer 22 Jahre alt sein.

Ist das die Zukunft des Marketing? Alles nur noch virtuell? Haben echte Models ausgedient? Oder ist Rozy nur ein Gag, ein KI-Experiment?

Ich vermute beides. Zum einem hat Rozy ihrem Erfinder angeblich über 700.000 Euro eingebracht. Ein gutes Geschäft also. Und Rozy ist nicht allein. Virtuelle Influencer gibt es mittlerweile einige, darunter die virtuelle YouTuberin Rui und Kim Reah.

Zum anderem fehlt irgendwie doch das Menschliche bei diesen virtuellen Wesen. Sicherlich, wir werden uns alle in den kommenden Jahren ein Stück weit gewöhnen an diese Virtualität. Das Metaverse kommt, nicht nur von Facebook.

Wir werden von uns selbst Avatare haben, werden also alle ein bisschen Rozy sein.

Aber je mehr wir uns in virtuelle Welten begeben, desto größer wird der Wunsch sein – zumindest zur Abwechslung zwischendurch mal – echte Menschen zu sehen, zu sprechen, zu fühlen.


Foto: Markus Biehal/Freeimages