Mal eine ganz blöde Frage: Wieso eigentlich “neuronales” Netz? Wieso Neuronen? Was sind Neuronen überhaupt? Was hat das mit künstlicher Intelligenz zu tun? Und wieso soll das so toll sein?
Okay, das waren jetzt fünf Fragen. Hängt aber alles miteinander zusammen. Ich fange mal an mit: Was sind Neuronen?
Neuronen sind die Nervenzellen im Gehirn - und damit die Grundeinheit vom Gehirn. Neuronen gibt es eine ganze Menge in unserem Denkorgan, zwischen 100 Milliarden und einer Billion. Sie alle kommunizieren miteinander, über so genannte Synapsen. Das ist die Grundfunktionalität des Gehirns, vielleicht weiß das der ein oder andere noch aus dem Biologie-Unterricht in der Schule. Details spielen hier keine Rolle, aber man kann sagen: Neuronen sind die Basis der menschlichen Intelligenz.
Aha, Neuronen haben also etwas mit Intelligenz zu tun. Mit der echten Intelligenz des Menschen. Hier geht es aber um künstliche Intelligenz. Da werden doch nich etwa in irgendwelchen geheimen Labors echte Zellen in Computer ... nein, quatsch!
Es ist so, schlaue Wissenschaftler haben sich gedacht: Wenn Neuronen die Grundlage von Intelligenz sind, lässt sich solch ein Neuron nicht im Computer simulieren? Per Code verbindet man diese künstlichen Neuronen miteinander, dadurch entsteht ein Netz - das neuronale Netz. Das ist also ein neuronales Netz.
Nun lässt man diese Computer-Neuronen mit schlauer Software miteinander quatschen und ... schwuppdiwupp ... wir haben menschliche Intelligenz in Silikon gegossen und künstliche Intelligenz erschaffen. Womit die Frage beantwortet ist, was das mit künstlicher Intelligenz zu tun hat.
Das wäre in der Tat toll, Frage fünf ist damit auch beantwortet.
Leider ist die Sache nicht so einfach. Zwar weiß man von Neuronen, dass sie Nachrichten von anderen Neuronen erhalten, diese Nachrichten analysieren und aus dieser Analyse Nachrichten an weitere Neuronen schicken. Das lässt sich auch in Computern simulieren. Aber ein Gehirn als Ganzes lässt sich damit nicht digital nachbauen. Weil: Das menschliche Gehirn ist viel komplexer aufgebaut, arbeitet viel komplizierter. Und selbst die schlauesten Forscher auf der Welt haben bis heute nicht verstanden, wie genau das Gehirn funktioniert.
Etwas nachzubauen, was man nicht verstanden hat - das kann nicht klappen
Dennoch: Neuronalen Netze im Computer gelingen mittlerweile Erstaunliches. Richtig und gewisssenhaft angewandt, sind sie sehr nützlich. Aber mit den echten Neuronen im Gehirn hat das nichts zu tun. Demensprechend entsteht mit neuronalen Netzen auch keine Intelligenz.
Aber trotzdem der neueste Scheiß, oder? Von wegen! Die ersten Gedankenn dazu machten sich Wissenschaftler bereits in den 1950er-Jahren. Dass die Technologie in den letzten Jahren solch einen Schub erlebt, hat einen einfachen Grund: Neuronale Netze brauchen sehr viel Computerpower. Sehr, sehr, sehr viel Power. In diesem Umfang gibt es das erst seit einigen Jahren. Übrigens wegen der Computerspiele. Dazu mehr in einem anderen Beitrag.
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